Gold am Yukon

Was man als KKIer so alles erleben kann...
von Rainer Bleckmann

Als man im Jahre 1896 am Klondike, einem kleinen Fluß, der kurz vor Dawson in den Yukon mündet, reichhaltige Goldfunde machte, verbreitete sich diese Nachricht wie ein Lauffeuer in Amerika und Europa. In den folgenden 2 Jahren brachen 100 000 Abenteurer auf, um die Stadt Dawson zu erreichen. 40 000 haben es geschafft. Die meisten wählten den Weg über den Chilkoot Pass und den Yukon, um das Ziel ihrer Träume zu erreichen.

100 Jahre später ließen auch meine Tochter Anke und ich alles stehen und liegen, um den Yukon zu befahren, einen Hike auf dem Chilkoot Trail von Alaska nach Kanada zu machen und mit dem Kajak in Alaska in der Glacier Bay die Buckelwale zu beobachten.

Nur konnte das gut gehen? Vater und Tochter 4 Wochen alleine in der Wildnis ohne Fernsehen, Bildzeitung und Mutters Küche. Hinzu kam noch, daß Anke sich einige Wochen vor unserer Reise das Handgelenk brach und nur unter Schmerzen kurze Strecken paddeln konnte.
Der Flieger brachte uns problemlos von Frankfurt nach Whitehorse, dort hatten wir einen Canadier gemietet. Am nächsten Tag hieß es Verpflegung einkaufen und, was uns ganz besonders wichtig war, eine Goldwaschpfanne zu erstehen.

Endlich am Nachmittag konnten wir starten. Etwa 700 km Yukon lagen vor uns. Die Fahrt ging munter los. Am nächsten Tag erreichten wir den Lake Laberge. Der See ist 50 km lang und zwischen 2 und 4 km breit und wird von den Yukonfahrern wegen seiner Winde und Wetterwechsel gefürchtet. Bei uns brannte die Sonne erbarmungslos vom Himmel. Immer wieder sah man dicke Rauchwolken von Waldbränden, die hier aber nicht bekämpft wurden. Nach knapp 2 Tagen war die Plackerei zu Ende und wir erreichten wieder fließendes Gewässer. Der Yukon fließt hier recht flott mit bis zu 10 km/h..

Abends zelteten wir möglichst auf einsamen Inseln, weil wir glaubten so vor Bären sicherer zu sein. Aber die Spuren am Ufer belehrten uns oft eines Besseren. Das Zelt wurde stets in größerer Entfernung vom Essensplatz aufgebaut, und keine Verpflegung mit ins Zelt genommen. Selbst unsere Kleidung haben wir abends gewechselt und in der Verpflegungstonne verstaut.
Gekocht wurde fast immer am Lagerfeuer. Hier bewährte sich unsere Goldwaschpfanne. Abends ging die Sonne zwar unter, aber es wurde nicht dunkel. So lebten wir herrlich in den Tag hinein.

Nach etwa 300 km erreichten wir den Ort Carmacks. Hier gönnten wir uns ein kühles Bier und eine heiße Dusche. Wir hätten hier auf den Campingplatz gehen können, aber wir zogen die Wildnis und Einsamkeit vor und fuhren weiter.
35 km hinter Carmacks liegen die Five Finger Rapids. Vier Felsen liegen im Fluß, und schon von weitem hörten wir das Getöse der Wassermassen, die sich durch die Engen zwängten. Furchteinflößend! Alles wurde noch einmal festgezurrt, die Schwimmwesten angelegt, Ausweise und Geld nebst einigen Streichhölzern wasserdicht unter dem Anorak befestigt. – Und dann war alles ganz einfach. Rechts befand sich eine schmale Durchfahrt, die problemlos befahren werden konnte.

Der Yukon wurde immer breiter und verzweigte sich so stark, daß man das Fahrwasser nicht immer erkennen konnte. Die Einsamkeit und Ruhe verstärkten sich. Ab und zu schauten uns die Bären und die Weißkopf Seeadler beim Paddeln zu.
Nach 550 km kamen wir an den Indepedence Creek. Eigentlich total unbedeutend und nicht erwähnenswert, aber hier wollten wir rasten. Wir fuhren den Bach ein Stück aufwärts. Es war sehr romantisch. Hier müßte man eine Hütte bauen. Als es zu flach wurde, stiegen wir aus und traten ins glasklare Wasser. - Was war das? Narrte uns die Sonne? Der Boden war übersät mit kleinen Goldpartikelchen. Gold, wir hatten Gold entdeckt! Endlich keine Geldsorgen mehr.

Habe einen guten Tipp bekommen, wo noch viel Gold liegen soll. Ich muß noch mal da hin. Wer fährt mit?

Wir holten unsere Goldwaschpfanne hervor, kratzten die letzen Essensreste raus und schon ging es ans Gold waschen.
Man muß wissen, daß dies eine mühsame Arbeit ist und eine bestimmte Technik erfordert. Immer wieder muß der Sand in der Pfanne mit Wasser aufgewirbelt und abgeschüttet werden. Bis das schwerere Gold zurück bleibt.
2 Jahre zuvor hatten meine Frau und ich in Alaskas schon mal versucht auf diese Art reich zu werden, aber der Erfolg war sehr gering.

Aber so viel Anke und ich auch wuschen, kein Gold blieb in der Pfanne zurück. Der Rücken schmerzte und der Hunger stellte sich ein. Hatten wir etwas falsch gemacht? Wir waren ratlos, enttäuscht und beschlossen es für heute aufzugeben. Wir merkten uns die Stelle, um eines Tages zurückzukommen.

Nach knapp 2 Wochen Fahrt bauten wir unser Zelt auf einer Insel 20 km vor Dawson auf. Das letzte Lagerfeuer, zum letzten Mal die Ruhe genießen. Morgen würde alles wieder wie immer sein. Selbst das Essen käme nicht mehr vom offenen Feuer aus der Goldwaschpfanne, sondern von Burger King.

Am nächsten Tag erreichten wir Dawson. Über 700 km Yukon lagen hinter uns. Der Campingplatz wurde von einem Deutschen betrieben. Wir fragten Dieter, was wir wohl beim Gold waschen falsch gemacht hätten. Er lachte nur und sagte: „ War Katzengold ( Pyrit = Schwefelkies), sind schon viele drauf reingefallen".
Nach 2 Tagen brachte der Bus uns wieder nach Whitehorse und ein unvergessliches Erlebnis lag hinter uns.

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