Die Donau - von Passau bis Budapest

Fahrten-/ Urlaubsbericht „Die Donau von Passau bis Budapest“
Von Sabrina und Swen Gmeiner
21.08. – 21.09. 2003

Im Sommer 2003 machten wir uns auf, einen relativ gut geplanten, jedoch teilweise unkalkulierbaren Urlaub anzutreten. Unser Plan: In vier Wochen gemütlich knapp 600 Kilometer von Passau nach Budapest zu paddeln. Die Grundvorrausetzungen waren fantastisch – schon seit Tagen nur Sonnenschein, ein Boot auf dem Autodach sowie einen gesamten Kofferraum voller Gepäck. Nun denn – auf ins Boot – als geeignete Einsatzstelle wählten wir einen Kinderspielplatz direkt an dem Zusammenfluss von Donau und Inn – also direkt mitten im Herzen der Großstadt (34.000 Einwohner) Passau. Ohne vorheriges Probepacken standen wir vor einem riesigen Berg „Glumpp“ und einem schon recht großen aber dem augenblicklichen Anschein nach doch relativ kleinem Boot. Nach einer halben Stunde intensiven Packens und hin und her Tauschen des Gepäckes war sogar alles verstaut und wir setzten ein. Nach anfänglich guter Strömung und schnellem Vorankommen fuhren wir allmählich in das erste von neun Stauwassern ein. Dank der komfortablen Umsetzanlage ließen wir das folgende Kraftwerk in kurzer Zeit mit Hilfe des unverzichtbaren Bootswagens hinter uns. Nach 43 Kilometern erreichten wir unser erstes Etappenziel: Inzell. Ein gemütlicher kleiner Ort mit ca. 10 Häusern aber einem sehr schönen direkt am Wasser gelegenem Campingplatz. Das Packen am nächsten Morgen verlief schon wesentlich unproblematischer und wir waren wieder schnell auf dem Wasser. Unsere für diesen Tag geplante Strecke hielt eine schöne Überraschung für uns bereit. Die ausgewählte Unterkunft war ein Flop und die Etappe verlängerte sich unfreiwillig um 11 Kilometer. Dank dieser Verlängerung war die nächste Etappe dementsprechend kürzer und so konnten wir am Ufer ein ausgiebiges Sonnenbad in Anspruch nehmen. Am nächsten Tag standen 40 Kilometer nahezu komplettes Stauwasser auf dem Programm. Nach 10 Kilometern trafen wir auf das Kraftwerk Wallsee - das Kraftwerk Ybbs produzierte einen Rückstau von fast 30 Kilometern, der somit unmittelbar hinter Wallsee spürbar war. Die gesamte Zeit über hatten wir alle Hände voll mit dem Kampf gegen einen ausgeprägten Sonnenbrand zu tun. Dem Hitzschlag und etwaigen Hirnschäden teilweise sehr nahe – kühlten wir unsere Köpfe und die sich aufblasenden Räder des Bootswagens mit jede Menge Donauwasser. Die wunderschöne Landschaft mit malerischen Aussichten, mäandernder Donau, schroffen Felsen, fantastischen Anwesen und alten Burgen entschädigte für viele Kilometer Stauwasser. Das oben beschriebene große Kraftwerk erreichten wir erst am nächsten Tag. Hier war ein langer Fußmarsch nötig, um ins Unterwasser zu kommen. Danach befanden wir uns auf dem direkten Weg in die Wachau – unserer Meinung nach einer der landschaftlich schönsten Teilabschnitte. Hier hatten wir zwei weitere Kraftwerke vor der Brust – sehr gut ausgebaute und ausgeschilderte Umsetzanlagen – meist auch mit bereitgestellten Bootswagen erleichterten die „Umsetzereien“. Als Tagesendpunkt hatten wir uns Aggersbach ausgesucht – ein schönes, kleines Dorf mit einem schnuckeligen Campingplatz. Diesen Campingplatz zu erreichen stellte sich als etwas problematisch heraus – Vom Kiesstrand aus mussten wir ca. 8 Meter eine steile Böschung hinauf, welche allerdings nur mit Bruchsteinen befestigt war, jedoch keinen wirklich brauchbaren Weg aufwies. Somit war der Bootswagen hinfällig und das Boot wurde unten ausgeladen, die Sachen hoch getragen und der Zweier mit seinem nicht ganz unerheblichen Eigengewicht nach oben gewuchtet. Mit guter Strömung, einigen Stromschnellen und Felsen stellte die Donau hier eine ideale Erfrischungsmöglichkeit dar, die auch umgehend nach der Plackerei ausgiebig genutzt wurde. Bei einem Spaziergang durch das Dorf konnte man noch deutlich die Spuren des verheerenden Hochwassers erkennen. Der Campingplatz war nach dem Hochwasser noch nicht lange wieder offen und wurde noch teilweise wieder aufgebaut. Die nächste Station war Rossatzbach – dieser Ort besteht eigentlich nur aus Campingplatz. Eine Fährverbindung nach Dürnstein ermöglichte uns die Besichtigung des Klosters (mit wunderschöner blauer Kirche) und die Aufnahme von neuen Lebensmitteln. Am nächsten Tag verließen wir die Wachau und es verschlug uns glücklicherweise nicht nach Zwentendorf (wie ursprünglich geplant), sondern 10 Kilometer weiter nach Tulln. Dort konnten wir auf dem Gelände des Österreichischen Alpenvereins übernachten und bekamen quasi als Zugabe abends ein Feuerwerk anlässlich des traditionellen Blumenfestes. Nun folgte die letzte Etappe vor unserem Zwischenstopp in Wien. Der von uns nach dem Flussführer ausgesuchte Campingplatz sollte angeblich gut vom Wasser aus zu erreichen sein. Das stellte sich jedoch als mehr als nur falsch heraus. Es stand ein Fußmarsch mit samt Boot von ca. 25 Minuten heraus. Der Campingplatz lag wunderschön und äußerst verkehrsgünstig mitten in einem Autobahnkreuz. Er warf von drei Seiten von Autobahnen eingerahmt, an der vierten Seite verlief eine Güterverkehrsstrecke der Österreichischen Bahn. Soweit so gut – es folgten drei wunderschöne Tage in Wien, mit Allem, was dazu gehört, unter Anderem mit einem riesigen Wiener Schnitzel beim Schnitzelwirt.
Nach diesem Aufenthalt machten wir uns auf den zweiten und wahrscheinlich abenteuerlicheren Abschnitt unserer Tour. Die erste Etappe führte uns bis genau zur österreichisch – slowakischen Grenze in Hainburg. Dort konnten wir mit Erlaubnis der Zollbeamten mitten im Naturschutzgebiet mit riesigen Schildern „Campen verboten“ unser Zelt aufschlagen. Von dort aus fuhren wir am nächsten Tag nach Bratislava und passierten auch den slowakischen Grenzposten, der mich freundlich nach Sabrinas Kinderausweis fragte. Nachdem wir ihm mitgeteilt hatten, dass man in Deutschland mit 22 Jahren keinen Kinderausweis mehr benötigt, entschuldigte er sich und fing an zu lachen, er habe eine kleine Tochter, die er altersmßig mit Sabrina gleichgestellt habe.
Von nun an lieferte uns der Flussführer lediglich Anhaltspunkte für den Verlauf der Fahrt, eine wirkliche Hilfe stellte er jedoch nicht mehr dar. Wir landeten also in Bratislava wo wir in einem Kanu Club unterkamen. Der erste Tipp den wir erhielten lautete: “baut euer Zelt erst im Dunkeln auf, versteckt euer Boot solange sonst habt ihr nicht mehr ganz so viel davon“. Also gut – Versteck gesucht und ab in die Stadt einkaufen. Wir hatten in Bratislava eigentlich ebenfalls einen längeren Aufenthalt geplant. Als wir jedoch feststellten, dass wir nahezu alle Sehenswürdigkeiten, die wir uns ansehen wollten, bereits während unseres Einkaufsbummels zu Gesicht bekommen hatten, beschlossen wir noch einen weiteren Ruhe und Faulenztag einzuschieben und dann weiter zu fahren.
Der Flussführer erwähnt nebenbei einen folgenden ca. 45 qkm großen Stausee. Im Nachhinein sind wir sehr froh, vorher an dem Kanu Club gewesen zu sein, wo uns ein freundlicher Slowake (arbeitete bei Mercedes Benz in Stuttgart und hatte zu diesem Zeitpunkt Urlaub) ein paar weitere Details über den Stausee verriet: dauerhaft starker Wind bzw. Sturm von vorn, daraus resultierend natürlich ein paar Wellen und er meinte, wir sollten uns auf jeden Fall am rechten Ufer halten, damit wir auch nur eine kleine Chance hätten, die Umsetzstelle zu finden. Wir dachten uns – ach so schlimm wird das wohl nicht sein – dann fuhren wir quasi in einen Trichter, der sich immer mehr weitete, so dass letztendlich das linke Ufer und das Ende des Sees hinter dem Horizont verschwunden waren. Es dauerte einige Kilometer, bis wir ansatzweise ein Gebäude (eine Umsetzanlage???) erkennen konnten. Wir hatten also doch den richtigen Kurs erwischt und fanden die passende Umsetzanlage, mit einer integrierten künstlichen Kanuslalomstrecke. Der nun folgende Abschnitt von ca. 60 km ist das mit Abstand schönste von uns jemals befahrene Flussstück. Weit und breit keine Menschenseele (bis auf eine Kneipe), keine Zivilisation, nur Natur, Vogelschwärme, Rotwild, Füchse, Biber - alle nahezu ohne Scheu und Angst vor Menschen (die einzigen ängstlichen Tiere waren hier die Enten). Auf der Suche nach einem geeignetem Lagerplatz stießen wir nach ca. 50km auf die oben genannte Kneipe. Auf dem zugehörigen Parkplatz übernachteten wir, fuhren am nächsten Tag jedoch schnell weiter, der hinter der Kneipe einiges an Müll lag, und dementsprechend viele Fliegen und sonstiges Gekreuch vorhanden war. Wir freuten uns nach dieser Nacht auf eine ausgiebige Dusche, und hatten uns für diesen Zweck einen im Flussführer beschriebenen Campingplatz in Kroppánymonostor ausgesucht. Dort angekommen sahen wir einen Acker und ein Sch...haus. Das Sch...haus war ein grob aus Holzlatten zusammen gezimmertes Holzhäuschen mit einer Plane als Sichtschutz. Als Rezeption diente ein altes, auf Grund liegendes Schiff, das zu dieser Zeit vom Campingplatzinhaber und ein paar Jungs aus der Nachbarschaft restauriert wurde. Der Besitzer kam freundlich auf uns zu, schicke zwei der Jungs los um unser Boot zu holen und teilte uns mit, wir sollten uns hier wie zu Hause fühlen. Eine warme Dusche war hier sogar ansatzweise möglich. Ein großer schwarzer Behälter auf dem Dach des Schiffes, gefüllt mit Donauwasser, wurde tagsüber durch die Sonne erwärmt. Das Wasser konnte an Deck dann zum Duschen benutzt werden. Die Jungs des Dorfes hatten ihren Spaß, als Sabrina unter die Dusche ging. Der Besitzer lud uns auf ein Getränk als Dankeschön ein – es war wahrscheinlich selbst gebrannter Hochprozentiger der uns beiden sprichwörtlich die Schuhe auszog (wir hatten seit Stunden nichts mehr gegessen), – er trank nur drei oder vier, er musste ja schließlich noch Auto fahren. Der Weg vom Schiff zurück an Land gestaltete sich nach dem Schnaps etwas problematisch – über eine ca. 15m lange und 40 cm schmale Planke. Am nächsten Tag folgte der ungarische Grenzübergang. Wir wurden schon einige hundert Meter vor der Grenze in einigem Abstand von einem Boot aus beobachtet. Mit großzügiger Geste machten wir deutlich, sie sollten doch einfach vorbei fahren (viele Motorbootfahrer nehmen stark Rücksicht auf Kanus und fahren nur langsam vorbei). Wie sich nachher herausstellte waren in dem Boot Grenzpolizisten, die sich im Vorbeifahren an unseren erstaunten Gesichtern erfreuten. Die Abwicklung der Grenzformalitäten gestaltete sich etwas komplizierter. Ich musste zu vier verschiedenen Stellen, jedes Mal ein ausgefülltes Formular einer anderen Stelle vorlegen, mich als Kapitän eintragen, das Boot namentlich registrieren lassen und die Anzahl und Personalien meiner Crew und meiner Gäste angeben. Nach dreiviertel Stunde Formalitäten konnte es dann weiter gehen. Nun folgte ein Campingplatz, der das absolute Gegenteil des vorangegangenen darstellte. Er befand sich in dem kleinen Ort namens Moca und wir waren die einzigen Gäste. Die sanitären Anlagen wurden von uns ausgiebig in Anspruch genommen. Die Betreiberin des Platzes nahm uns mit zum Einkaufen und wir kamen äußerst günstig an neue Lebensmittel. Während des Abendessens sahen wir dem Koch des Campingplatzrestaurants und einem Freund beim „Quad fahren“ zu. Die Manöver wurden immer riskanter, sie fuhren immer weiter in den schlammigen Uferbereich – bis der Koch in weißem Hemd uns Anzugshose mit dem Quad im Schlamm umkippte und stecken blieb. Er hätte jetzt durchaus ein Teilnehmer eines Schlammcatch – Wettbewerbes sein können. Das Quad konnte er nicht mehr selbst aufrichten, der Lenker verbogen, Verkleidungsteile abgerissen und nicht mehr lauffähig zog sein Freund mit dem zweiten Quad und unserem Wurfsack aus dem Schlamm. Die vorletzte Etappe unseres Urlaubes führte uns an den Stadtrand von Budapest auf einen schönen Naturcampingplatz allerdings mit schlechter Anbindung an das Zentrum von Budapest. Der darauf folgende Tag war der einzige Tag mit strömendem Regen. Es ist natürlich klar, dass wir an einem solchen Tag nicht zumindest halbtrocken im Boot, sondern komplett nass mit Boot 10 km zu Fuß in Richtung Campingplatz unterwegs waren. Der Campingplatz war für deutsche Verhältnisse schon teuer, für ungarische jedoch komplett überzogen im Preis. Er lag verkehrsgünstig, war aber so was von dreckig und versifft, dass wir ihn definitiv nicht für einen längeren Aufenthalt weiterempfehlen können. Da wir die letzten Etappen recht zügig hinter uns gebracht hatten, blieb uns für die Besichtigung von Budapest noch eine komplette Woche. Die Stadt bietet ausreichend Besichtigungsmöglichkeiten für mindestens zwei Wochen – von daher kam auch hier keine Langeweile auf, und wir lernten Budapest von seiner besten und sonnigsten Seite ausgiebig kennen. Am Ende dieser Woche kam pünktlich – wie vereinbart der nette Onkel aus Passau, um uns wieder einzusammeln. Insgesamt und abschließend bleibt zu sagen: ein absoluter Entspannungsurlaub mit extrem hohem Erholungsfaktor, unbedingt empfehlens- und nachahmenswert.

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