Sicherheit auf dem Rhein

Niederschrift des DKV-Sicherheitslehrganges "Sicherheit auf dem Rhein"-

Der Lehrgang fand statt im Bootshaus des Post SV Bonn. Die Niederschrift wurde nach bestem Wissen und Gewissen angefertigt. Sie erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit. Sie soll allen, die auf dem Rhein paddeln möchten, aber noch keine Gelegenheit hatten den Kurs “Sicherheit auf dem Rhein“ zu besuchen, eine Information bieten.

Auf dem Rhein verkehren täglich 350 bis 450 Schiffe. Etliche dieser Schiffe sind Küstenmotorschiffe. Die Küstenmotorschiffe erzeugen aufgrund ihrer Bauform ein schlecht koordiniertes Wellenbild. Zu diesen Schiffen ist besonders viel Abstand zu halten. Zu erkennen sind sie an der höheren, plumpen Bugform. Außerdem wird den Schiffsführern der Küstenmotorschiffe nachgesagt, dass ihre Kenntnis der Regeln für die Binnenschifffahrt zu wünschen übrig lässt. Die Containerschiffe können bis zu 120 Container laden und haben eine Länge von 120m. Der Sichtschatten für den Steuermann kann bis zu 350m betragen! Der Schiffseigner, bzw. der Schiffsführer ist verpflichtet nautische Hilfen zu installieren, um auch die Sicherheit im Sichtschatten des Steuermanns zu gewährleisten. Auf diese Sicherheit sollte man sich als Kanute nicht verlassen. Entweder sind die Geräte nicht installiert, oder ein Kanu wird auf dem Monitor des Steuermanns nicht wahrgenommen. Deshalb: Nicht im Sichtschatten von großen Schiffen fahren. Die Schubverbände können 135m, mit Sondergenehmigung bis zu 185m lang sein. Die Koppelverbände können bis zu 30m breit sein. Das gefährliche an diesen Verbänden sind die flachen Bugs der Schiffe, die alles unter sich begraben, was ihnen vor den Bug gerät. Man soll so paddeln, dass man den Steuermann auf der Brücke sieht. Große Schiffe sind nur langsam und schwer zu manövrieren. Der Bremsweg großer Schiffe beträgt bei Talfahrt etwa 1km.

Vorfahrtsregeln
Boote mit einer Länge unter 20m müssen Schiffen mit einer Länge über 20m ausweichen. Motorboote unter 20m Länge weichen Kanus, Ruder- und Segelbooten aus. Kanus und Ruderboote weichen Segelbooten aus.

Etwa 65% des gesamten Schiffsverkehrs sind Gefahrgut-Transporte (Kraftstoffe, Chemikalien). Tankschiffe fahren mit Druckbehältern. Erreicht das Gas in einem Druckbehälter einen bestimmten Überdruck, öffnet sich automatisch ein Überdruckventil und ein Teil des Gases entweicht in die Luft. Je nach Gasart können Atemwegsbeschwerden auftreten. Enthält das Gas Benzol, so kann es krebserregend wirken, wenn die Haut damit in Berührung kommt. Beim Abblasen von bestimmten Gasen besteht darüber hinaus Brandgefahr. Gerät der Paddler in einer dieser Wolken, so soll er möglichst schnell diesen Bereich verlassen. Da sich das Rauchen bei Paddlern nicht durchgesetzt hat (die Zigaretten sind immer so nass), besteht beim Paddeln kaum Brandgefahr. Beim Löschen von Kraftstoffen und Chemikalien an Entladestationen, von denen es etliche am Rhein in NRW gibt, besteht aufgrund statischer Aufladungen erhöhte Brandgefahr (siehe EC Worringen). Bei erhöhter Gefahr ertönt an der Entladestation ein “Bleib weg Signal“. Es besteht aus einer Folge von kurzen und langen Tönen, die 15 Minuten lang ausgesendet werden. Beim Ertönen dieses Signals soll der Gefahrenbereich weiträumig umfahren werden.

Auf Passagierschiffe sollte man besonders achten. Im Gegensatz zu Transportschiffen sind sie wesentlich schneller (40km/h bergab; 20km/h bergauf). Ein Tragflügelboot kann eine Geschwindigkeit bis zu 100km/h erreichen.

Die Steinaufschüttungen, die als künstliche Dämme vom Ufer in den Fluss führen, sogenannte Buhnen, dienen der Verringerung der Strömungsgeschwindigkeit und damit dem Uferschutz. An der Spitze der Buhnen treten besonders hohe Strömungsgeschwindigkeiten auf. Das Wasser koffert bei der hohen Strömungsgeschwindigkeit das Flussbett direkt hinter der Buhnenspitze stark aus, so dass Strudel entstehen können. Diese Gefahrenbereiche sollten von Kanuten, aber auch von Schwimmern gemieden werden. Auf jeder 2. Buhne steht ein Radarreflektor. Bei Hochwasser, wenn die Buhnen überspült werden, darf nicht vergessen werden, dass zwischen den Buhnen mit Radarreflektoren noch eine Buhne mit scharfkantigen Steinen auf Kanus lauert.

Markierung der Fahrrinne, Fahrwassertonnen (Bojen)
Von See kommend stehen die roten Bojen links (Backbord) und die grünen Bojen rechts (Steuerbord) und kennzeichnen die Fahrrinne. Da der Kanute gewöhnlich stromab fährt, hat er die grünen Bojen zur Linken und die roten Bojen zur Rechten, wenn er sich in der Fahrrinne befindet. Das Schifffahrtsamt garantiert eine Mindestwassertiefe in der Fahrrinne. Ein leeres Schiff mit geringem Tiefgang darf auf eigene Verantwortung auch die Fahrrinne verlassen. Der Kanute darf die ganze Flussbreite benutzen. In den Flussbiegungen liegt die Fahrrinne in der Außenkurve (Hang), weil hier die größte Wassertiefe besteht. Die in der Außenkurve höhere Strömungsgeschwindigkeit des Wassers spült das Geröll vom Flussbett weg und lagert es an der Innenkurve (Grund) ab, da hier die Strömungsgeschwindigkeit geringer ist. Große Schiffe sind schwierig durch enge Kurven zu manövrieren. Der Drehpunkt eines großen Schiffes liegt knapp hinter dem ersten Drittel. Der Kanute hat zu beachten, dass das hintere Teil des Schiffes in der Biegung weit zum Außenufer (Hang) ausschwenkt. Der Kanute, der auf der rechten Seite der Fahrrinne stromab fährt, hat den Eindruck, dass ein entgegenkommendes Schiff direkt auf ihn zuhält. Durch diesen Eindruck, der durch das Driften des Schiffes zustande kommt, sollte er sich nicht irritieren lassen. Die Schiffe sollten sich Backbord/Backbord begegnen. Setzt ein stromauf fahrendes Schiff eine blaue Tafel, so zeigt es an, dass es links fahren will. Ein stromab fahrendes Schiff hat darauf zu reagieren und weicht nach links aus. Es setzt ebenfalls die blaue Tafel um das Verständnis zu signalisieren, oder die Schiffsführer verständigen sich über Funk.

Hochwasser
Das Befahren von Flüssen mit muskelbetriebenen Booten bei Hochwasser ist mit erheblichen Risiken behaftet. Die Strömungsgeschwindigkeit ist erhöht und es besteht die Gefahr des Zusammenstoßes mit Treibgut.
Bis zu dem Kölner Hochwasserpegel 1 (6,20m) dürfen muskelbetriebene Boote den Rhein befahren. Bei dem Hochwasserpegel 2 (8,30m) wird der Schiffsverkehr eingestellt.

Unsichtiges Wetter
Wenn wegen schlechter Sicht kein sicheres Navigieren möglich ist, muss die Fahrt eingestellt werden.

Sperren von Wasserflächen
Wenn Wasserflächen wegen Baggerarbeiten, oder eines Schiffsunterganges gesperrt sind, wird dies durch rote Flaggen gekennzeichnet.

Loreley
Der Rhein bei der Loreley ist nur 100m breit. Damit der Gegenverkehr weiß welche Schiffsbewegungen in der Flussbiegung stattfinden, wird der Schiffsverkehr auf Tafeln wie folgt angezeigt:
1 Balken Einzelschiff
2 Balken Koppelverband
3 Balken Schubverband

Einfahren in Häfen
Das Einfahren muskelbetriebener Boote in Häfen ist nicht erlaubt, es sei denn, es besteht eine Sondergenehmigung.

Kennzeichnung von Booten auf Binnenschifffahrtsstraßen (Auszug aus den DKV-Bestimmungen)
Seit dem 01.01.95 gilt die Verordnung für die Kennzeichnung von Kleinfahrzeugen auf Binnenschifffahrtsstraßen. Nach dieser Verordnung sind Kanus von der Führung eines Kennzeichens befreit*. Dennoch besteht auf allen Binnenschifffahrtsstraßen die Verpflichtung, dass die Boote mit dem Bootsnamen sowie Namen und Anschrift des Eigentümers(innen) zu kennzeichnen sind. Der Name des Bootes ist auf der Außenseite in gut lesbaren, 10 cm** hohen, lateinischen Schriftzeichen anzubringen, Ebenfalls ist der Heimatverein bzw. der Heimatort anzugeben. Die Boote sollten einen DKV-Stander führen, oder mit einem Abziehbild des Standers ausgerüstet sein. Mindestens ein Mitglied der Bootsbesatzung sollte einen DKV-Ausweis bei sich führen.

*Empfehlung des DKV:
zur besseren Unterscheidung von DKV- Mitgliedern und den zunehmenden Bootsverleihern sollten organisierte Paddler (DKV- Mitglieder) "Flagge zeigen" in Form von einem DKV- Aufkleber und wenn möglich einen Vereinswimpel o.ä.

** die 10cm- hohen Lettern sind keine bindende Vorschrift mehr: es können Schriftzüge und auch einzelne Lettern beliebiger Schriftart und Größe verwendet werden.

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